Die lange Tai Chi Form der Familie Yang
Für viele Praktizierende ist die Lange Form des Tai Chi das Herz und die Seele des Trainings, und ich denke, das ist nicht ohne guten Grund so.
Je nach Familienstil und Zählweise reden wir über eine Choreografie aus ungefähr 118 Figuren oder Positionen, die auch „Bilder" genannt werden. In der Regel wird die Form in Abschnitte unterteilt, die einzeln unterrichtet und auch vertieft werden können. In der Langen Yang Form kennen wir die Unterteilung nach dem folgendem Muster:
- die Erde
- der Himmel
- der Mensch
Ist der grundsätzliche Ablauf der Form verstanden, erfolgen Korrekturen zu Statik, Körperhaltung, Körperausrichtung, energetischen Struktur und mentalen Modellen. Das Video „Den Tiger schlagen“, gibt hierzu einen ersten Eindruck.
Der Bereich der Tests ist wichtig und notwendig, um die subtilen und inneren Vorgänge im Tai Chi erlebbar und besprechbar zu machen. Ebenso bedeutsam ist die Integration der relevanten Meridiane, Energiespeicherplätze und Energiepunkte in den Formlauf. Hierzu wird noch einiges zu berichten sein.
Von Bedeutung ist auch das Wissen und die Anwendung der Form. Das Verständnis für die praktischen Funktionen der einzelnen Bilder und die darauf aufbauende Lenkung der Aufmerksamkeit während der praktischen Durchführung, machen den Unterschied ob sich etwas gut anfühlt oder ob es gut ist.
Darüber hinaus existieren noch weitere Themen wie zum Beispiel die Theorie der Energiekörper und Energieräume, das 3 Kreise Prinzip und verschiedenes Superprinzipien sowie die Vertiefungsstufen, welche die Form anreichern und mit Leben füllen.
Es gibt also genug zu lernen und so viele Themen, dass es in den nächsten Jahren nicht langweilig werden wird.
Das Studium des Tai Chi fordert den ganzen Menschen und trainiert ganzheitlich Körper und Geist
- Wie soll man das alles lernen und lehren?
- Wäre es nicht gut, mit einer kleineren Form zu beginnen?
- Verspräche nicht die Peking Form eine Erleichterung dieser scheinbar hohen Anforderungen?
Heute kann ich mit großer Erleichterung sagen, dass es keine Abkürzung dieses Weges gibt und dies in Wirklichkeit auch kein Problem darstellt. Ein jeder kann den ersten Teil der langen Yang Form „Die Erde“ erlernen.
Die entscheidende Frage ist, ob das soeben Erlernte im täglichen Leben praktiziert wird!
Die Magie liegt in der regelmäßigen Wiederholung und im tatsächlichem Tun.
Beginnt der Schüler mit einer eigenständigen Übungspraxis, ist ein entscheidender Schritt getan. In diesem Fall hat sich der Schüler emanzipiert und Tai Chi als „Weg“ für sich entdeckt und das verändert den weiteren Lernprozess grundlegend.
Hat der Wechsel vom „Besucher eines Kurses“ zum „Tai Chi Praktizierenden“ einmal stattgefunden, so ist dem persönlichem Wachstum Tür und Tor geöffnet.
Der Raum der Möglichkeiten wird immer größer und ist in der Regel mit Freude, Begeisterung, Glücksgefühlen und dem Wachsen eines tieferen Verständnis gefüllt.
Natürlich gibt es auch einmal schwierige Passagen und Hindernisse, die es zu überwinden gilt. Aus diesem Grund sprechen die Chinesen in Hinblick auf die Ausbildung auch gerne von „bitterem Essen“, und werfen wir einen Blick auf die Übersetzung von „Kung Fu“, dann finden wir je nach Tradition hierfür Übersetzungen wie „beharrliches Bemühen“ oder „Kunstfertigkeit nach harter Arbeit“.
In diesen schwierigen Phasen ist der Lehrer gefordert. Seine Aufgabe ist es nun, alternative Hilfestellungen und Lösungsansätze aufzuzeigen.
Dennoch gilt, dass sich nach einiger Zeit ein immer besseres Gefühl für die eigene Selbstwirksamkeit entwickelt. Das gibt Selbstvertrauen. Das macht Mut. Das gibt Kraft und erzeugt eine antreibende Neugierde für die Wegstrecke, die noch vor uns liegt.
Wer mehr dazu lesen möchte, für den habe ich einen Artikel zur „Selbstwirksamkeit" im Blog hinterlegt.